Kingdom Death – Der Phönix aus der Pappschachtel Teil 1

Jede Feder einzeln: ein detaillierter Bericht über die Phönixwerdung eines Kingdom Death Monsters.

Die Begegnung

Ja, gemalt habe ich schon früher, gebastelt und geklebt sowieso. Aber dann habe ich mich verliebt: In einen unscheinbaren, halb zusammengesetzten Vogel. Je näher meine Nasenspitze dem Ding kam, desto merkwürdiger sah es aus. Das war nicht einfach ein Vogel. Das war ein Monster. Mit Schnurrbart im Schnabel. Händen an den Schultern. Und ja… auch mit Händen im Allerwertesten. Das dieser Vogel ein Phönix war, habe ich noch selbst rausgefunden. Dass er ein fieser Gegner aus Kingdom Death ist und selbiges vielleicht auch ein ganz cooles Spiel, lernte ich erst viel später. Aber darum soll es hier auch gar nicht gehen. Heute möchte ich davon erzählen, wie ich zum Miniaturen bemalen kam, und wie viele Stunden und Tage ich in den letzten Wochen mit einem kleinen Plastikmonstervogel verbracht habe.

Zusammenbau mit Computer-Tutorial zum Abgucken

Ich darf wirklich einen mitnehmen? Mein Glück kaum fassend könnend hatte ich plötzlich eine noch original verpackte Kopie meines Objekts der Begierde in der Hand, geschenkt bekommen, einfach so. Das hier wirst Du auch brauchen: Schwupp, wurde mir dazu noch ein viel größerer Pappkarten mit merkwürdigem Zeug unter den Arm geklemmt. Skalpell, grünes klebriges Zeug, weißer Lack, Pinsel, jede Menge Farben. Okay? Na dann mal los. Kann ja so schwer nicht sein. Zuhause angekommen wurde alles auf dem Tisch gestapelt und erstmal der Computer danebengestellt. Im Internet kann man schließlich alles finden. So zum Glück auch eine detaillierte Anleitung, was bei meinem Plastikgenossen wohin gehört. Bei Körper, Armen und Schwanz unschwer zu erkennen, bewies die Anleitung ihren Wert als es an die 30 kleinen Hände ging. Nummer 19? Zwischen 21 und 29. Genau wie auf dem Foto. Geduldig knipste ich jedes kleine Teil mit der Zange aus dem Plastikrahmen, schnitzte vorsichtig mit der Skalpellklinge noch überstehende Reste ab und klebte die entsprechenden Teile mit winzigen Tröpfchen Plastikkleber zusammen. Nach einem Nachmittag Arbeit saß mein Phönix zum ersten Mal vor mir. Und er war sogar noch schöner als bei meiner ersten Begegnung.

Ein Grünschnabel

Wer genau hinschaut erkennt die grün versäuberten Kanten

Mit meiner ersten Miniatur hatte ich wirklich Glück. Die Teile passten alle hervorragend zusammen und waren einfach gut verarbeitet. Das ist bei weitem nicht selbstverständlich, wie ich inzwischen weiß. Trotzdem gab es hier und da kleine Lücken, wo zwei Teile aneinander geklebt waren. Dafür, lernte ich, verwendet man das grüne Zeug. In meinem Fall war es flüssig, obwohl es wohl eher die Bezeichnung breiig verdient hätte. Trotzdem zieht das Zeug erstaunlich gut in die kleinen Fugen und verschwindet da schon mal beim Trocknen. Man muss also doch eine kleine Portion Mut zusammennehmen und den Phönix schön grün einmatschen. Zuviel darf es natürlich auch wieder nicht sein, die feinen Federstrukturen rund um die versäuberte Fuge sollen ja erhalten bleiben. Ist also irgendwie eine Frage des Gefühls. Ich male und bastle oft nach Gefühl, das ist gut an sich, aber manchmal auch schwer zu erklären. Etwa eine Stunde später war der Phönix ein vollendeter Grünschnabel. Auf ging es zum nächsten Schritt.

Die Schneeeule

hoffentlich merkts später keiner: gesprungene Grundierung

Achtung, feuergefährlich! Nur in gut belüfteten Räumen verwenden. Keine besonders Vertrauen erweckende Inschrift auf einer Sprühdose mit weißem Deckel. Aber eine Miniatur muss grundiert werden. Sonst hält die Farbe nicht. Außerdem soll ja der Grünschnabeleffekt wieder weg. Eine weiße Leinwand wäre zum Malen schon schön. Also Bedenken beiseite, raus auf den Balkon und mutig auf die Sprühdose gedrückt. In Nullkommanichts war aus der grau-grünen Plastikfigur eine Schneeeule geworden. Fürs erste Mal nicht ganz perfekt, hier und da war der Lack zu dick und etwas gesprungen. Hoffentlich war das nach dem Malen nicht mehr zu sehen. Der perfekte Abstand zwischen Sprühdose und Objekt, zusammen mit der Geschwindigkeit, mit der die Dose bewegt werden muss um die perfekte Farbdicke hinzubekommen, ist reine Übungssache. Schön gesagt. In der praktischen Durchführung aber durchaus eine Herausforderung. Meinem zur Eule mutierten Phönix nutzte diese graue Theorie jetzt jedenfalls nichts mehr. Der frisch grundierten Miniatur wurde nach diesem Schritt eine Trockenpause verordnet. Trotzdem, für meinen ersten Tag mit meinem neuen Plastikkameraden war ich ganz zufrieden.

Ich will brennen

Weiß grundiert, gelb schattiert, oranger Quickshade: die Krallen

Da war sie also, die leere Leinwand. Mein schneeweißer Vogel. Wie der Dichter vor einem weißen Blatt saß ich etwas ratlos da. Natürlich hatte ich im Internet mal geschaut, wie andere Phönixe so bemalt waren. Aber meiner sollte ja gar nicht wie die anderen sein. Sondern eben genau das, was er auch war: ein Phönix. Seinem Pappkarton entstiegen, kurz davor in blutrote Flammen aufzugehen. Aber wie malt man eigentlich Feuer? Am einfachsten schien es mir, mit etwas kleinem anzufangen. Den langen, glatten und leicht gebogenen Krallen zum Beispiel. Die wurden erst einmal weiß gemalt und mit ein wenig gelb schattiert. Eine gute Gelegenheit für erste Experimente zum Thema Feuer: Mit orangenem Schnellschattierer (Quickshade), nur ganz leicht an die Basis der Krallen getupft, versuchte ich ein wenig Tiefenstruktur zu bekommen. Für solche Zwecke wirkt das Zeug tatsächlich wahre Wunder.

Oranger Rücken zum Entzücken: der Phönix wird entflammt

Trotzdem, jetzt war der Zeitpunkt für etwas mehr Mut zum Feuer gekommen. Der Rücken meines Plastikfreundes schien mir hier für Experimente ganz geeignet, da er eine recht tiefe Struktur hat, wohingegen der meiste restliche Körper überwiegend mit flachen filigranen Federn bedeckt ist. Richtiges Feuer sollte das hier aber eigentlich nicht werden, eher so etwas wie heiße Glut, die von innen heraus glimmt. Also bemalte ich die entsprechende Partie zunächst in Hellgelb, um mich dann langsam Richtung Rot zu mischen und dabei mit einem etwas gröberen Pinsel und möglichst wenig Farbe (dem sogenannten Drybrush-Verfahren) nur noch die oberen Partien zu erwischen. Mit dem hellsten Orange ging ich dabei noch sehr großzügig um, bei Rot wurden nur noch das obere Drittel der Struktur bemalt und schließlich mit Schwarz nur ganz leicht die Spitzen gestreift. Am Ende war von der untersten und hellsten Schicht kaum noch etwas zu sehen, der Effekt insgesamt aber wie erhofft recht feurig.

Ein feuriger Regenbogen

Oranger Rücken zum Entzücken: der Phönix wird entflammt

feuriger Regenbogen: die Grundfarbe ist komplett aufgetragen

Und so willst du jetzt das ganze Vieh machen? Eine gute Frage. Ehrlich gesagt, habe ich beim Malen immer nur in einzelnen Schritten gedacht. In Krallen, Rückenpartie, einzelnen Federn. Eine richtige Vorstellung, wohin das alles führen sollte, hatte ich nicht. Aber beeindruckend sollte es sein. Passend zur Figur selbst. Schön und gleichzeitig ein bisschen schaurig. Die Erfahrung des Rückens zeigte mir, dass es durchaus wichtig ist, mit welcher Farbe man beginnt. Weiß? Helles Gelb? Oder gleich Feuerrot? Meine nächste Baustelle sollte der Schwanz sein. Vor den gewaltigen Flügeln hatte ich immer noch zu viel Respekt. Am Schwanz gab es nur schön artig in Reihen aneinandergelegte Federn. Das sah doch gar nicht so schwer aus. Die meisten Federn, die ich bisher gesehen hatte, waren einfarbig bemalt und anschließend schattiert. Da ich es aber für einen großen Unterschied halte, ob die Farben selbst ineinander übergehen, oder nur ein wenig Schattierung am Ende über eine Miniatur „gekippt“ wird, um den Tiefeneffekt zu erzeugen, stürzte ich mich kopfüber ins Verderben: Ich nahm mir vor, jede Feder einzeln zu schattieren. In der Mitte des Schwanzes fing ich mit der hellsten Farbe an die erste Reihe von Federn zu bemalen. Eine Winzigkeit Gelb ins Weiß gemischt ging es dann weiter. Ich zeichnete die Ränder jeder Feder damit nach. Anschließend von der Mitte Richtung Rand die nächste Federreihe in der etwas dunkleren Farbe bemalen. Eine Winzigkeit Rot dazu, wieder die Ränder und wieder die nächste Reihe. An der Außenkante des Schwanzes angekommen, war ich bei einem dunklen Braun angelangt. Der Schwanz sah jetzt aus wie ein in Brand geratener Regenbogen.

Oben hui und unten…

Des Phönix bunter Schwanz von unten

Jeder Schwanz hat ja bekanntlich zwei Seiten, so auch der meines gefiederten Plastikfreundes. Also den Phönix einmal auf den Kopf gestellt und kurz erschrocken zusammengezuckt: Hier unten fand sich nichts mehr von der schönen Federordnung, hier sträubten sich Federn in mehreren Büscheln in alle Himmelsrichtungen. Wie also jetzt weitermachen? Nach kurzer Panik entschied ich mich schlicht dafür die bereits oberseitig begonnene Schattierungsidee fortzuführen, dabei allerdings insgesamt dunklere Farbtöne zu benutzen. Schwanzunterseiten sind ja bekanntlich eher schattig. Trotzdem wollte ich auf die Highlights nicht ganz verzichten. Ich versuchte einfach, die Spitzen der jeweiligen Federhaufen als Startpunkte zu nehmen und mich von dort aus wieder dunker werdend nach außen zum Schwanzrand vorzuarbeiten, Feder für Feder. Dabei fing ich diesmal bereits mit einem satten Gelb an und liess die Farben in etwas größeren Sprüngen dunkler werden, um diesen dunkleren Effekt hinzubekommen. Ehrlich gesagt gefiel mir dieser chaotischere Teil des Schwanzes besser als die geordnete Oberseite. Weniger eintönig zu malen, und auch das Farbergebnis mit den wenigen hervorstechenden hellen Federn ist viel weniger regenbogig, dafür etwas realistischer und schon deutlich näher an einer tatsächlichen Flamme.

Mehr darüber wie der Phönix zu seiner Farbe kam und wieviele Pinsel er dabei verschlang werde ich in Teil 2 berichten.

 

Vera

Spielkind, Biologin,Wissenschaftsnerd. Mit Herz, Pinsel und Tastatur an diesem Blog beteiligt.

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