Mit Portal Games Deutschland expandiert Portal Games auf den deutschen Markt. Die Verlagsleitung übernimmt der ehemalige Pegasus Spiele Redakteur Benjamin Schönheiter. Sein Debüt wird Portal Games Deutschland auf der Spiel ’16 geben.
Peer: Hallo Ben, vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Bitte stell dich unseren Lesern einmal vor.
Ben: Gerne doch! „Hi, ich bin’s der Ben!“. Muss ich weiter machen? Ok. Mein Name ist Benjamin Schönheiter und ich übernehme ab Oktober die Verlagsleitung von Portal Games Deutschland. Dazu gehört die redaktionelle Betreuung der Spiele, wie auch das Marketing. Das ist die Zukunft. Zu meiner Vergangenheit: Ich habe 3 Jahre bei Pegasus Spiele in der Redaktion gearbeitet. In meinen ersten 2 Jahren war ich das, was man einen „Volontär“ nennt, dann voller Redakteur. Na und davor war ich Chefredakteur von SpieLama. Gute 3 Jahre habe ich das gemacht.
Noch was? Ach ja, ich bin sehr glücklich seit 8 Jahren verheiratet und habe einen Wuff namens Gustav.
Peer: Wann und wie bist du das erste Mal mit Gesellschaftsspielen in Berührung gekommen?
Ben: Puh, die ersten Spiele, an die ich mich erinnern:
– Ein richtig altes Monopoly, das ich mit meiner Oma gespielt habe.
– Das Asterix & Obelix Spiel von Klaus Teuber von Ravensburger.
– Das Familie Feuerstein Schach.
Das war mein erster, richtiger Kontakt mit Brettspielen.
Später dann haben meine Eltern das ganze etwas mystifiziert. Sie haben mit Freunden früher „Auf Achse“ und „Drunter & Drüber“ gespielt. Mitspielen durfte ich aber nicht – „Das ist was für Erwachsene.“
Dann war leider etwas spielerische Ebbe bei mir. In der 5. Klasse habe ich dann alle Freunde mit Magic: The Gathering angesteckt. Da ging es dann bei mir so richtig los.
Peer: Hättest du dir schon damals, als du bei SpieLama angefangen hast, vorstellen können später für einen Spieleverlag zu arbeiten?
Ben: Nein. Ich habe SpieLama aus einem Servicegedanken heraus gemacht. Ich war mitten im Studium und wollte Jurist werden. Sieht man mir heute nicht mehr an.
Zu verdanken habe ich diese Entscheidung dem Mr. Marketing bei Pegasus Spiele Michael Kränzle. Er hat mich überhaupt erst auf die Idee gebracht. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.
Peer: Pegasus Spiele und Portal Games arbeiten schon längere Zeit zusammen. Was wird sich mit der Gründung von Portal Games Deutschland ändern und was hat dies für Auswirkungen auf den Konsumenten?
Ben: Diese Zusammenarbeit ändert sich nun natürlich. Die Ausnahme bilden natürlich bereits bei Pegasus existierende Spiele. Abgesehen davon wird Portal Games Deutschland natürlich jetzt selbst die Spiele auf den Markt bringen. Wir sind gerade noch am Finetuning, was die Vertriebsstrategie anbelangt, wir wollen aber auf alle Fälle auch direkte Bestellungen via dem Portal Webshop anbieten. Der Versand wird aus Deutschland stattfinden, und damit keine horrenden Versandkosten verursachen. Für den Konsumenten bedeutet das: alle Portal Spiele und alle Erweiterungen werden auf Deutsch erscheinen.
Peer: Der erste Auftritt von Portal Games Deutschland wird die Spiel ’16 in Essen sein. Was wird uns dort erwarten?
Ben: Wir werden uns als 1 Firma in Essen präsentieren, denn das sind wir auch. Am Stand in Essen werden wir also mit unseren deutschen Neuheiten, wie auch den englischen Neuheiten vertreten sein. Wer also schon mal an Cry Havoc schnüffeln will, kann das tun. Auf Deutsch wird es natürlich noch ein wenig dauern.
Peer: Worum geht es in Cry Havoc?
Ben: Kurz und knapp: 3 Fraktionen sind auf einem unerforschten Planeten aufgeschlagen, um dort die wertvollen Kristallvorkommen an sich zu reißen. Diese 3 Fraktionen sind die Menschen (kommt bekannt vor), eine mysteriöse Rasse, die sich „Die Wanderer“ nennen und eine rücksichtslose KI-Rasse, schlicht „Die Maschinen“ genannt. Als wäre das nicht schon genug – leider ist der Planet nicht unbewohnt und eine einheimische Rasse, die sich Trogs nennt, findet es gar nicht so lustig, dass ihr angekommen seid. Der Clou dabei: Die Trogs sind logischerweise immer auf dem Plan – spielt man zu zweit und zu dritt sind die Trogs trotzdem im Spiel, allerdings kann man sie nicht direkt spielen, erst zu viert übernimmt ein Spieler die direkte Kontrolle über sie. Jede Fraktion (nicht nur die Trogs) spielt sich dabei ganz unterschiedlich und erlaubt die unterschiedlichsten Möglichkeiten zu gewinnen. Aus eigener Erfahrung kann ich aber sagen, dass sich die Trogs noch mal GANZ unterschiedlich spielen – ich vergleiche sie gerne mit den Zerg aus Starcraft.
Peer: Welches sind deine persönlichen Spiele-Highlights für die Spiel ’16?
Ben: Das hört sich nach einer Frage für #fragdenben an, das kann ich jetzt nicht so einfach rausplaudern.
Peer: Auch wenn du mir deine Favoriten (noch) nicht verraten möchtest, welche Arten von Spielen sind deiner Meinung nach derzeit besonders gefragt bzw. angesagt?
Ben: Ich glaube es gibt kein „derzeit“. Klar, man könnte jetzt sagen, dass Legacy-Spiele gerade en vogue sind, aber das ist im Prinzip kein neuer Spielegeschmack. Es zeigt hauptsächlich, dass es viele Menschen gibt, die eine gute Geschichte in ihren Spielen mögen und das solche Spiele sehr gern gespielt werden. Es gibt in Deutschland den Ansatz, dass hier Ameritrash-Spiele, die Wert auf Erlebnis und Geschichte legen, nicht so gefragt wären. Der Legacy-Trend beweist aber meiner Meinung nach das Gegenteil. Selbst bei Spielen wie Pandemie möchte man eine Story genießen. Das heißt nicht, dass jetzt Euros nicht weniger gespielt werden. Auch ich liebe meine Ora&Laboras, Aquaspheres und Mombasas da draußen. Wenn ich aber eine Erlebnis wie aus einem Film oder einer Serie haben möchte, bei der ich selbst der Held bin, Spiele ich Robinson Crusoe oder Eldritch Horror.
Dieses Erlebnis, dieses Thema im Spiel ist bei Ignacy und Portal Games sehr wichtig. Wir haben uns für Deutschland auf die Tagline „Wir machen Spiele. Spiele für Abenteurer und Krieger, für Entdecker und Siedler. Unsere Spiele lassen euch in diese abenteuerlichen Welten eintauchen und außergewöhnliche Geschichten erleben.“ geeinigt, und ich denke, dass das sehr gut diesen Fokus ausdrückt.
Peer: Bisher besteht Portal Games Deutschland nur aus dir. Kannst du uns schon ein paar Ausblicke auf eure Planung für die nächsten 1 bis 2 Jahre geben oder schaut ihr erstmal wie es läuft und entwickelt dann weitere Pläne?
Ben: Wir gehen kleine Schritte. Wir haben natürlich schon einen Plan im Gepäck, aber wir schauen auch was die Zukunft bringt. Ich freue mich auf alle Fälle über jeden Käufer unserer neuen deutschen Versionen, nicht aus rein finanzieller Sicht, sondern vor allem als „Like“, also „Gefällt mir was ihr macht“. Daher freue ich mich auch schon sehr auf Essen und die Reaktionen am Stand mit den deutschen Spielen.
Peer: Die letzten Worte gehören dir.
Ben: Ich bin einfach nur gespannt, was die Zukunft bringt und freue mich auf tolle Spiele. Das Schöne an diesem Job ist es, die Spiele betreuen zu dürfen, die man selbst am Abend gerne spielt.
Peer
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